Zettelkasten — Wie ein Deutscher Gelehrter so Unglaublich Produktiv War
Luhmann schrieb über 70 Bücher und mehr als 400 wissenschaftliche Artikel mit Hilfe der Zettelkastenmethode
(Read the original English version of this article here)
Übersetzt von David B. Clear

Luhmann war extrem produktiv.
Während seiner fast 40-jährigen Forschungsarbeit veröffentlichte er mehr als 70 Bücher und über 400 wissenschaftliche Artikel zu einer Vielzahl von Themen, die Soziologie mit so unterschiedlichen Themen wie Biologie, Mathematik, Kybernetik und Informatik zusammenbrachten. Das sind mehr als sieben Bücher alle vier Jahre im Laufe seiner gesamte Karriere — zusätzlich zu einem ganzen Berg an Artikeln. Und diese Bücher sind kein hastig zusammengewürfelter Unsinn. Sie sind Klassiker, die Luhmann zu einem der wichtigsten Soziologen des 20. Jahrhunderts gemacht haben (pdf).
Seine Produktivität ist noch beeindruckender wenn man bedenkt wie Old School er war. Kurz vor seinem Tod enthüllte er in einem Radiointerview mit Wolfgang Hagen, dass er keinen Computer benutzte, sondern nur Stift und Papier und eine Schreibmaschine, die er mit zwei Fingern bediente.
Auf die Frage, wie er es schaffte so viel zu veröffentlichen, antwortete Luhmann: “Ich denke ja nicht alles alleine, sondern das geschieht weitgehend im Zettelkasten. […] Meine Produktivität ist im wesentlichen aus dem Zettelkasten-System zu erklären.”
Aufgrund solcher Aussagen hat Luhmanns Zettelkasten einen mythischen Status erlangt und wurde als so wertvoll angesehen, dass es derzeit Gegenstand eines eigenen Forschungsprojekts ist. Aber Luhmann hat aus seiner Methode nie ein Geheimnis gemacht und es ist eigentlich ziemlich einfach zu verstehen. Und das sind gute Nachrichten! Dies bedeutet, dass wir seine Methode anwenden und dieselben Vorteile erzielen können, die ihn zu einem so herausragenden Intellektuellen gemacht haben:
- Besser lernen,
- besser denken,
- mehr veröffentlichen und
- kreativer sein.
Wenn Du also Sachbücher schreibst oder ein Wissensarbeiter jeglicher Art bist, solltest Du dich auf jeden Fall mit der Zettelkastenmethode vertraut machen.
Was ist ein Zettelkasten?
Luhmann beschrieb seinen Zettelkasten auf verschiedene Weise. Manchmal nannte er es einen Gesprächspartner und manchmal beschrieb er es als ein Zweitgedächtnis, ein kybernetisches System, einen Wiederkäuer oder eine Klärgrube.
Ein Wiederkäuer? Eine Klärgrube? Was redet der denn da?
Beginnen wir mit dem Wort “Zettelkasten”. Dieses germanische Wort kann in zwei Komponenten unterteilt werden: “Zettel” und “Kasten”. Ein Zettelkasten ist daher nichts anderes als ein Kasten voller Notizzettel.
Luhmanns Zettelkasten war daher eigentlich ein Möbelstück. Es bestand aus sechs Stapeln Holzschubladen, mit vier Schubladen pro Stapel, wobei jede Schublade bis zum Rand mit Papiernotizen gefüllt war. So sah er aus:

Ein bisschen antiklimaktisch, oder?
Ein Möbelstück? Das hat ihn so produktiv gemacht?
Nun, nicht genau. Das ist mehr oder weniger so als würde ich einem Neandertaler einen Bleistift geben und der Neandertaler würde mich dann fragen: “Das ist es? Mit diesem kleinen Stöckchen kommunizierst Du über Raum und Zeit mit anderen Menschen und kannst dich für immer an Dinge erinnern?”
Wie Du schon bald sehen wirst, geht es bei der Zettelkastenmethode so weit um ein Möbelstück wie es beim Schreiben um einen Stöckchen geht. Bevor wir jedoch zu Luhmanns Methode kommen, lass uns zunächst erstmal die Nachteile einiger anderer Notizsysteme untersuchen.
Warum andere Notizsysteme unzureichend sind
Du hast wahrscheinlich, genauso wie Ich, schon versucht auf alle möglichen Arten Notizen zu verfassen.
- Du hast Wissenswertes in Notizbüchern aus Papier niedergeschrieben,
- Du hast den Rand von Büchern und Ausdrucken mit Anmerkungen gefüllt,
- Du hast es mit Smartphone- und Web-Apps versucht,
- Du hast mit einem Textverarbeitungsprogramm oder einem Texteditor Notizen erstellt und versucht die resultierenden Dateien in einer sinnvollen Ordnerstruktur auf Deinem Computer zu organisieren,
- Du hast sowohl analoge als auch digitale Mindmaps und Concept Maps erstellt,
- Du hast Gliederungseditoren (Outliner) verwendet und
- Du hast Deinen Schreibtisch unter einem Chaos von Papierzetteln begraben.
Das Problem bei all diesen Ansätzen ist dass sie Dir nicht wirklich helfen Verbindungen zwischen Ideen zu finden. Stattdessen sperren sie Ideen weg, um dann in einer Box unter Deinem Bett, in der Cloud oder in einem Ordner irgendwo auf Deinem Computer vergessen zu werden.
Stell Dir zum Beispiel vor, Du hättest vor drei Jahren ein populärwissenschaftliches Buch gelesen, vor einem Jahr ein Buch über persönliche Finanzen, und jetzt gerade einen Blog-Beitrag darüber wie Du produktiver werden könntest. Jede dieser Quellen hat Ideen und diese Ideen könnten auf irgendeine Weise miteinander verbunden sein. Darüber hinaus, stell dir vor Du hättest vor sechs Monaten eine eigene klevere Idee gehabt, die ebenfalls relevant ist. Trotz alledem würdest Du die Zusammenhänge zwischen diesen ganzen Ideen nicht erkennen. Warum? Wahrscheinlich weil Du keine Notizen verfasst hättest. Aber selbst wenn Du dies getan hättest, wärest Du immer noch nicht in der Lage Zusammenhänge zu erkennen.
Wenn Du deine Notizen in Notizbücher niederlegst, liegst Du sie in einer starren chronologischen Reihenfolge fest. Die Ideen kleben dann auf den Seiten genauso fest als hättest Du Beton über sie gegossen. Wenn zum Beispiel zwischen einer Idee unten auf Seite 17 und einer Idee oben auf Seite 89 eine Verbindung besteht, wirst Du dir dieser Verbindung nicht bewusst werden. Du hast das gleiche Problem, wenn Du Deine Notizen am Rand von Büchern und Ausdrucken niederschreibst.
Die üblichen digitalen Notiz-Ansätze schneiden nicht viel besser ab. Tools wie Evernote verwandeln sich schnell in Mülldeponien, wenn Du dem Irrtum des Sammlers erliegst (collector’s fallacy), der Tendenz, jede Menge Informationen zu sammeln, ohne jemals etwas Nützliches mit ihnen zu tun. Wenn Du Deine Notizen stattdessen in Dateien und Ordnern auf deinem Computer aufbewahrst, werden sie auch bald vergessen sein und digitalen Staub ansammeln. Und selbst wenn Du Deine Notizen nicht vergisst, sind sie nicht so organisiert, dass Du leicht Zusammenhänge zwischen Ideen erkennen kannst.
Wenn wir jetzt Mindmaps, Concept-Maps und Gliederungseditoren betrachten, nähern wir uns einer Lösung. Diese Tools sind ein guter Ansatz um Beziehungen zwischen Ideen zu finden. Das Problem ist jedoch dass sie nur mit ein paar Dutzend Ideen richtig arbeiten können. Du wirst wohl kaum über einen Zeitraum von 40 Jahren 90.000 Ideen in eine einzige Mindmap einfügen und Verbindungen zwischen den Ideen herstellen. Aber genau das ist es was Luhmann mit seinem Zettelkasten gemacht hat!
Was machte Luhmanns Ansatz einzigartig?
Hätte Luhmann seine Notizen in Notizbüchern aufbewahrt, hätten sie so ausgesehen:

Die Notizen wären in eine starre Struktur gegossen worden, in der es unmöglich ist, sie neu anzuordnen.
Wenn er sie andererseits einfach auf Karteikarten oder Zettel ohne Organisation aufbewahrt hätte, hätten sie so ausgesehen:

Die Notizen wären frei schwebend gewesen, aber es wäre unmöglich gewesen, ihre Beziehung zueinander zu verfolgen.
Er hätte natürlich auch tun können, was andere Benutzer von Karteikarten damals taten, und seine Notizen nach Kategorien in separate Schubladen oder Ordner ablegen können. Das Ergebnis hätte so ausgesehen:

Dies sorgt für etwas Organisation und sieht recht ordentlich aus.
Das Problem bei diesem Ansatz ist jedoch, dass jeder Ordner ein separates Silo darstellt, obwohl reale Ideen selten in ordentliche Kategorien passen. Zum Beispiel ist die Idee der Komplexität sowohl in Biologie, Physik, Mathematik, Gesellschaft, Technologie und wer weiß wo sonst noch vorhanden. In welchem Ordner solltest Du also das Konzept der Komplexität abspeichern?
Ein zweites Problem besteht darin, dass ein ordnerbasierter Ansatz es schwierig macht, Verbindungen zwischen Ideen herzustellen, die in verschiedenen Ordnern abgelegt wurden. Jede Notiz ist eindeutig mit denen im selben Ordner verknüpft, aber eine Notiz kann auch mit Notizen in verschiedenen Ordnern verknüpft sein. Beispielsweise kann eine Notiz in Ordner 1 auch Ideen enthalten, die mit einigen Notizen in Ordner 2 und Ordner 3 verbunden sind. Mit einer Ordnerstruktur kannst Du diese Beziehungen aber nicht erfassen.
Dies bringt uns zum nächsten Ansatz, der darin besteht, Schlagwörter (auch Tags genannt) anstelle von Ordnern zu verwenden:

Dies ist eine deutliche Verbesserung gegenüber Ordnern, da sich die Kategorien jetzt nicht mehr gegenseitig ausschließen. Eine Notiz kann mehr als ein Schlagwort haben und Du kannst Deine gesamte Sammlung aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten, je nachdem, auf welches Schlagwort Du dich begrenzt.
Schlagwörter sind mittlerweile alltäglich und werden von vielen Notetaking-Apps unterstützt. Du benötigst jedoch keine ausgefallene App, um sie zu verwenden. Luhmann kannte sie und verwendete sie auch in seinem Zettelkasten auf Papierbasis.
Trotz der Vorteile von Schlagwörtern war Luhmann mit ihnen allein nicht zufrieden. Er fand sie immer noch zu einschränkend.
Wie jeder bezeugen kann, der Tausende von Notizen abgelegt und pflichtbewusst mit Schlagwörtern versehen hat, ist es bei Schlagwörtern immer noch schwierig zu erkennen, wie Notizen miteinander verbunden sind. Mit Tausenden von Notizen pro Schlagwort ist Deine Notizen-Sammlung genauso verwirrend, als hättest Du überhaupt keine Organisation. Jedes Schlagwort ergibt einfach nur einen riesig großen, unordentlichen Haufen.
Luhmann ging also noch einen Schritt weiter. Anstatt sich nur auf Schlagwörter zu verlassen, verknüpfte er auch seine Notizen miteinander. Das Ergebnis sieht folgendermaßen aus:

Notizen und damit Ideen werden nicht mehr nur gruppiert, sondern ihre Verbindungen werden explizit verfolgt. Dies schafft ein Netz von Ideen und führt zu massiven Vorteilen.
Stell dir das so vor. Das Internet — genauer gesagt das World Wide Web — ist auch ein Netz von Ideen. Wenn Du auf einen Link wie diesen klickst, wirst Du von dieser Seite (Die die Du gerade liest) zur Startseite von Wikipedia weitergeleitet. Von dort aus kannst Du dann auf weitere Links klicken und auf diese Weise von einer Webseite zur nächsten wechseln und so das Web erkunden.
Stelle dir nun vor, dass das Web kein Netz ist, sondern das stattdessen alle Webseiten der Welt in einem enormen Ordner ohne Links abgelegt wurden. Alle Wikipedia-Seiten, alle Blog-Beiträge, alle Webartikel verschiedener Zeitungen, alle YouTube-Videos, alle Millionen Webseiten, aus denen das Web besteht, sind nun auf einem gigantischem Haufen in einem einzigen Ordner abgelegt. Du würdest niemals daraus schlau werden.
Stell Dir nun weiter vor, dass jemand vorschlagen würde, dass die Lösung für dieses Durcheinander darin besteht, Schlagwörter zu verwenden. Du würdest die Idee für völlig beknackt halten. Was? Ich soll zig millionen Webseiten in diesem Ordner mit was organisieren? Mit ‘ner Millionen Schlagwörtern? Willst Du mich veralbern?!
Nein, der Weg, eine große Menge an Informationen zu organisieren und einen Sinn daraus zu machen, ist die Verwendung eines Netzes. Aus genau diesem Grund sind die Webseiten der Welt sowie die Neuronen in Deinem Gehirn als ein Netz organisiert. Und deshalb solltest Du auch alle interessanten Ideen, die Du im Laufe Deines Lebens sammeln möchtest, auch als ein Netz von Notizen organisieren.
Der massive Vorteil des Zettelkasten
Mit der Zettelkastenmethode werden deine Notizen zu Einheiten, die zu einem größeren Netz von Ideen zusammengefügt werden. Anstatt dass sich das System verschlechtert, je mehr Du hinzufügst, wird es besser. Wieder ist es wie in deinem Gehirn. Niemand würde sagen, dass mehr Neuronen Dich dümmer machen. So ist es auch mit dem Zettelkasten. Mehr Notizen bedeuten mehr Ideen und mehr Verbindungen. Je mehr Ideen und Verbindungen Du hast, desto „schlauer“ wird Dein Zettelkasten und desto kreativer wird Dein Schreiben.
Zu sagen, dass der Zettelkasten schlauer wird, ist nicht nur ein Ausdruck poetischer Sprache. Luhmann meinte das ganz wörtlich.
Lass mich das so erläutern.
Claude Shannon, der Vater der Informationstheorie, studierte Kommunikation und benötigte ein gewisses Maß für die Menge an Informationen, die ausgetauscht werden, wenn zwei Entitäten kommunizieren. Das Maß, dass er sich ausdachte, wird heute als Überraschungswert bezeichnet (auch als Informationsgehalt, Shannon-Information oder Selbstinformation bekannt). Shannon erkannte, dass die Anzahl der Informationen in einer Nachricht davon abhängt, wie überraschend die Nachricht ist.
Bitte was? Überraschender bedeutet mehr Information? Ja. Das ist genau richtig.
Stell dir vor, Du stellst einer Ente eine Frage und diese antwortet dir mit „Quack“. Dann stellst du der Ente eine weitere Frage und sie antwortet erneut mit „Quack“. Du stellst ihr immer wieder Fragen, und diese dumme Ente antwortet immer wieder mit „Quack“. Du wirst schnell feststellen, dass Du nicht kommunizierst. Es gibt keine Überraschung. Die Ente vermittelt keine Informationen. Sie sagt immer wieder nix anderes als “Quack”. Eine Ente ist einfach kein kluger Gesprächspartner.
Vergleich das jetzt mit einem ausgereiften Zettelkasten, der Tausende und Abertausende von Ideen enthält. Du hast eine Frage und mit dieser Frage tauchst Du in Deinen Zettelkasten ein und wanderst von einer Idee zur nächsten, indem Du den Links zwischen den Notizen folgst. Da dein Zettelkasten so viele Ideen enthält, die Du über einen Zeitraum von Jahren gesammelt hast, hast Du einen großen Teil davon vergessen. Der Zettelkasten ist voller Ideen, die Du vor Jahren hinzugefügt hast und an die Du dich nicht mehr erinnern kannst. Wenn Du ihn also mit Blick auf eine Frage untersuchst, liefert er dir überraschende Antworten. In diesem Sinne ist der Zettelkasten schlauer als eine Ente und deshalb hat Luhmann ihn als Gesprächspartner bezeichnet.
Um diese Vorteile nutzen zu können, muss der Zettelkasten natürlich einen bestimmten Reifegrad erreicht haben. Zu Beginn enthält er nur einige Notizen, die dich nicht überraschen werden, da Du sie erst kürzlich hinzugefügt hast. Mit der Zeit wird dein Zettelkasten jedoch von einem Lehrling zu einem vollwertigen Schreibkollaborateur. Und in der Zwischenzeit ist er trotzdem mindestens so gut wie ein Notizbuch oder eine ausgefallene App. Tatsächlich wird ein Zettelkasten wahrscheinlich schon vom ersten Tag an ein besseres Notizsystem sein, da die Zettelkastenmethode einige weitere Vorteile hat.
Du wirst besser lernen
Lesen erweitert dein Wissen nicht auf magische Weise. Nur weil ein Text in deine Augäpfel gelangt ist und dein Kurzzeitgedächtnis besucht hat, heißt das nicht, dass Du daraus gelernt hast. Wenn Du nur liest, und dies zu irgendeinem anderen Zweck als zur Unterhaltung machst, verschwendest Du deine Zeit. Was nur in dein Kurzzeitgedächtnis gelangt ist, wird irgendwann vergessen und ist auf lange Sicht nutzlos. Jahre später wird es so sein, als hättest Du dieses Buch oder diesen Artikel nie gelesen.
Wenn Du also liest um dein Wissen zu erweitern, mach dir Notizen. Und wenn Du schon Notizen machst, verwende die Zettelkastenmethode.
Ein Zettelkasten ist nicht nur ein sicherer Aufbewahrungsort für das Wissen, das Du im Laufe der Zeit sammelst, sondern ein Zettelkasten verbessert Dein Verständnis des Lesematerials, indem Du gezwungen wirst, Notizen zu erstellen und dann Verknüpfungen zwischen diesen Notizen herzustellen. Wie die Forscher Annie Piolat, Thierry Olive und Ronald T. Kellogg schon sagten (pdf, Original in Englisch):
[Viele] Studien legen nahe, dass fast alle nichtlinearen Notizstrategien (z. B. mit einem Umriss oder einem Matrix-Framework) den Lernergebnissen mehr zugute kommen als die lineare Aufzeichnung von Informationen, wobei Grafen und Concept-Maps insbesondere die Auswahl und Organisation von Information unterstützen. Infolgedessen ist das Erinnern an Informationen bei nichtlinearen Strategien am effektivsten.
Kappiert? Die lineare Aufzeichnung von Informationen, wie in einem Notizbuch, ist nicht das gelbe vom Ei. Nichtlineare Notizen, insbesondere Grafen und Concept-Maps, dagegen sind der Hammer. Und was ist ein Zettelkasten, wenn nicht ein massiver Graf oder Concept-Map?
Du wirst dich besser konzentrieren
Dies ist aus persönlicher Erfahrung. Mir ist aufgefallen, dass ich mich mit der Zettelkastenmethode beim Lesen viel besser konzentrieren kann. Ich denke, das liegt daran, dass die Methode das Lesen zu einer Mission macht. Ich lese nicht nur. Ich bin auf der Suche nach Ideen, extrahiere sie aus Texten und füttere sie meinem Zettelkasten als Notizen. Ich habe ein kristallklares Ziel, nämlich, meinen Zettelkasten zu füttern. Ich lese nicht nur mit der vagen Absicht, irgendwie schlauer zu werden.
Ein klares Ziel macht das Lesen viel unterhaltsamer und ich scheine immer schnell in einen Flow Zustand zu geraten.
Weniger frust
Die Zettelkastenmethode macht das Lesen komplizierter Texte weniger frustrierend. Du versuchst nicht unbedingt, den gesamten Text zu verstehen. Du suchst stattdessen nur nach Ideen, die Du in Deinen Zettelkasten integrieren kannst. Ist doch egal ob Du alles verstehst. Solange Du einige Ideen extrahierst, erweiterst Du deine Wissensbasis und der Text ist dir nützlich.
Du verschwendest weniger Zeit
Mit der Zettelkastenmethode ist Forschung keine Zeitverschwendung. Du musst dich nie darum sorgen, ob es sich lohnt, Informationen in Deinem Zettelkasten zu speichern. Wenn es interessant ist, füge es hinzu, auch wenn Du nicht sicher bist, ob es für Dein aktuelles Schreibprojekt relevant ist.
Denke daran, ein Zettelkasten soll Wissen für den Rest Deines Lebens speichern. Auch wenn einige Informationen jetzt gerade nicht relevant sind, wird sich voraussichtlich herausstellen, dass sie letztendlich relevant werden. Du verschwenden nie deine Zeit wenn Du weitere Ideen und Verknüpfungen zu deinem Zettelkasten hinzufügst. Ein Zettelkasten wird grundsätzlich besser, je mehr Ideen er enthält.
Du wirst besser denken
Wie Don Norman es in seinem Buch Things that make us smart: Defending human attributes in the age of the machine ausdrückte: „Die Kraft des Geistes ohne Hilfe wird stark überbewertet. Ohne externe Hilfsmittel sind Gedächtnis, Denken und Verständnis eingeschränkt. […] Die wirkliche Macht kommt von der Entwicklung externer Hilfsmittel, die die kognitiven Fähigkeiten verbessern.” (Original in Englisch).
Luhmann scheint mit seiner Zettelkastenmethode auf eine solche externe Hilfe gestoßen zu sein. Sein Zettelkasten unterstützte nicht nur sein Gedächtnis, indem er als Sammlung von Ideen diente auf die er zurückgreifen konnte, sondern verbesserte auch sein Denken. Deshalb sagte er: “Ohne die Zettel, also allein durch Nachdenken, würde ich auf solche Ideen nicht kommen. Natürlich ist mein Kopf erforderlich, um die Einfälle zu notieren, aber er kann nicht allein dafür verantwortlich gemacht werden.”
Meiner Meinung nach erklärt sich die Macht des Zettelkasten aus drei Hauptfaktoren.
Erstens zwingt die Verwendung der Zettelkastenmethode dich zum Schreiben. Wenn Du nämlich der Methode folgst, musst Du Notizen mit Deinen eigenen Worten verfassen, um sicherzustellen, dass Du sie in Zukunft verstehen wirst. Und wie jeder weiß, der etwas geschrieben hat, zwingt dich das Aufschreiben von Dingen dazu, vage Vorstellungen in klarere Gedanken umzuwandeln.
Zweitens zwingt Dich die Zettelkastenmethode, wenn Du eine neue Notiz hinzufügst, nach bereits vorhandenen Notizen zu suchen, mit denen Du sie verknüpfen kannst. Dies erweitert dein Denken, indem Du gezwungen wirst, zu überlegen, wie sich neue Ideen auf andere beziehen, denen Du zuvor begegnet bist.
Drittens kann ein Zettelkasten einen Gedankengang speichern. Ein Gedankengang ist nichts anderes als eine Abfolge von verknüpften Ideen, und bei einem Zettelkasten geht es ja genau darum Ideen zu verknüpfen. So kannst Du heute einen Gedankengang haben, ihn in Deinem Zettelkasten als Folge miteinander verbundener Notizen ablegen und dann jederzeit in Zukunft diesen Gedankengang fortsetzen, indem Du neue Notizen hinzufügst und diese mit den vorherigen verknüpfst.
Du wirst produktiver
Die Zettelkastenmethode bietet dir eine systematische Möglichkeit, Informationen zu recherchieren, dein Wissen zu strukturieren und dein Denken zu entwickeln. Es gibt dir einen Prozess vor der, wenn Du ihm folgst, letztendlich neue Ideen hervorbringt. Dies hat zwei Vorteile.
Erstens automatisiert ein Prozess dem Du folgen kannst das Vorgehen bei einer bestimmten Aufgabe, sodass Du nicht mehr darüber nachdenken musst, was als Nächstes zu tun ist. Dies macht dich effizienter und damit produktiver.
Zweitens ist die Anzahl neuer Ideen eines der wichtigsten Maßstäbe für die Produktivität eines jeden Autors. Als systematische Methode zur Generierung neuer Ideen wirkt sich somit die Zettelkastenmethode direkt auf die Ausgabe aus, auf die es ankommt: die Anzahl neuer Ideen die niedergeschrieben werden können.
Du wirst kreativer
Die Zettelkastenmethode wurde entwickelt, um Verbindungen zwischen einer von dir aufgezeichneten vergangenen Idee und einer von dir aufgezeichneten gegenwärtigen oder zukünftigen Idee zu finden. Dies macht einen Zettelkasten zu einem enormen Werkzeug für deine Kreativität. Kreativität ist ja schließlich nichts anderes als das Verbinden von Ideen. Immerhin basieren ja alle neuartigen Ideen auf früheren. Ein Klavier in Kombination mit Schreiben ergibt eine Schreibmaschine, ein Telefon plus einem Drucker ergibt ein Faxgerät. Die Idee eines Schreibtischs mit Dateien und Ordnern in Kombination mit einem Fernsehbildschirm und einem Computer ergibt die grafische Desktop-Oberfläche eines modernen Computers. Jede neue Idee ist ein Remix und der explizite Zweck eines Zettelkasten besteht genau darin Ideen zu remixen.
Die Zettelkasten-Prinzipien
Ein Zettelkasten ist ein phänomenales Werkzeug zum Speichern und Organisieren von Wissen, zum Erweitern des Gedächtnisses, zur Entdeckung neuer Verbindungen zwischen Ideen und zum Erhöhen deiner Schreibleistung. Um jedoch das Beste aus einem Zettelkasten zu machen, solltest Du einige wichtige Prinzipien befolgen.
- Das Prinzip der Atomizität: Der Begriff wurde von Christian Tietze geprägt. Dies bedeutet, dass jede Notiz nur eine einzige Idee enthalten sollte. Dies ermöglicht es, Ideen mit einem Laserfokus zu verknüpfen.
- Das Prinzip der Autonomie: Jede Notiz sollte autonom sein, das heißt sie sollte in sich geschlossen und für sich verständlich sein. Auf diese Weise können Notizen unabhängig von ihren Nachbarn verschoben, verarbeitet, getrennt und verkettet werden. Außerdem wird sichergestellt, dass Notizen auch dann nützlich bleiben, wenn die ursprüngliche Informationsquelle verschwindet.
- Verknüpfe immer deine Notizen: Wenn Du eine Notiz hinzufügst, stelle sicher, dass Du sie mit bereits vorhandenen Notizen verknüpfst. Vermeide Notizen, die von anderen Notizen getrennt sind. Wie Luhmann selbst sagte: “Jede Notiz ist nur ein Element, das seine Qualität erst aus dem Netz der Verweisungen und Rückverweisungen im System erhält. Eine Notiz, die an dieses Netz nicht angeschlossen ist, geht im Zettelkasten verloren, wird vom Zettelkasten vergessen.”
- Erkläre, warum Du Notizen verknüpfst: Wenn Du zwei Notizen über einen Link verbindest, erkläre kurz, warum Du sie verknüpfst. Andernfalls wirst Du möglicherweise Jahre später, wenn Du deine Notizen erneut aufrufst, keine Ahnung mehr haben, warum Du sie ursprünglich verbunden hast.
- Verwende deine eigenen Wörter: Vermeide das simple kopieren und einfügen von Texten. Wenn Du auf eine interessante Idee stößt und sie deinem Zettelkasten hinzufügen möchtest, solltest Du diese Idee mit Deinen eigenen Worten so ausdrücken, dass Du sie auch Jahre später verstehen wirst. Verwandel deinen Zettelkasten nicht in einen Müllhaufen der aus unverarbeiteten Informationen besteht die Du einfach nur hineinkopiert hast.
- Vergiss deine Informationsquellen nicht: Füge zu deinen Notizen immer Referenzen hinzu, damit Du weißt, woher Du eine Idee hast. Dies verhindert Plagiate und erleichtert es dir, die ursprüngliche Quelle später erneut aufzurufen.
- Füge deinem Zettelkasten deine eigenen Gedanken hinzu: Wenn Du eigene Gedanken hast, füge diese als Notizen zu deinem Zettelkasten hinzu. Beachte dabei das Prinzip der Atomizität, Autonomie und die Notwendigkeit von Verknüpfungen.
- Mache dir keine Sorgen um die Struktur: Versuche erst gar nicht Notizen in ordentlichen Ordnern oder in eindeutigen vorgefassten Kategorien abzulegen. Wie Schmidt schon sagte, es gibt in einem Zettelkasten „keine privilegierten Positionen“ und „es gibt kein Oben und kein Unten“. Die Organisation entwickelt sich organisch.
- Füge Verbindungsnotizen hinzu: Wenn Du Verbindungen zwischen scheinbar zufälligen Notizen siehst, erstelle Verbindungsnotizen, das heißt, bestimmte Notizen, deren Zweck darin besteht, andere Notizen zu verknüpfen und deren Beziehung zu erläutern.
- Füge Gliederungsnotizen hinzu: Wenn Ideen zu Themen verschmelzen, erstelle dir Gliederungsnotizen. Eine Gliederungsnotiz ist eine Notiz, die einfach eine Folge von Links zu anderen Notizen enthält und diese anderen Notizen in eine bestimmte Reihenfolge bringt, um eine Geschichte, eine Erzählung oder ein Argument zu erstellen.
- Lösche niemals: Lösche keine alten Notizen. Verlinke stattdessen auf neue Notizen, die erklären, was mit den alten nicht stimmt. Auf diese Weise wird dein Zettelkasten widerspiegeln, wie sich dein Denken im Laufe der Zeit entwickelt hat, was einen Rückschaufehler verhindern kann. Wenn Du niemals Notizen löschst, kannst Du außerdem alte Ideen erneut aufgreifen, die sich letztendlich doch als richtig herausgestellt haben.
- Füge Notizen ohne Angst hinzu: Du kannst nie zu viele Informationen in Deinem Zettelkasten haben. Im schlimmsten Fall wirst Du einfach Notizen hinzugefügen, die dir nicht sofort von Nutzen sind. Das Hinzufügen weiterer Notizen wird deinen Zettelkasten jedoch niemals beschädigen oder dessen ordnungsgemäßen Betrieb beeinträchtigen. Denke daran, Luhmann hatte 90.000 Zettel in seinem Zettelkasten!
So baust Du dir einen Zettelkasten
Wenn Du es bis hierhin geschafft hast, freust Du dich vielleicht schon darauf, dir einen eigenen Zettelkasten zu erstellen. Wenn dem so ist, dann habe ich eine gute Nachrichten. Du kannst sofort anfangen. Du musst dir keine teure Software oder, schlimmer noch, ein großes, klobiges Set Holzschubladen wie Luhmanns Original-Zettelkasten anschaffen.
Lösung auf Papierbasis
Wenn Du eine Old School Lösung auf Papierbasis implementieren möchtest, musst Du dir lediglich einen Schuhkarton oder einen ähnlichen Behälter besorgen, sowie einen Satz Karteikarten oder Zettel aus zurechtgeschnittenem Papier. Beginne dann mit dem Lesen oder Nachdenken. Wann immer Du auf eine neue Wissenswerte Idee stößt, notiere sie dir auf einem separaten Zettel. Füge in einer Ecke des Zettels eine eindeutige Kennung hinzu. Luhmann hielt es einfach und zählte einfach alle seine Zettel auf. Wenn Du diesen Ansatz folgen möchtest, hat der erste Zettel den Du erstellst, die Nummer 1, der zweite die Nummer 2 usw.

Wenn Du zu einem späteren Zeitpunkt eine Reihe neuer Zettel zwischen der Nummer 1 und der Nummer 2 einfügen möchtest, lege die neuen Zettel einfach dazwischen und gebe ihnen als Kennung 1/1, 1/2, 1/3 und so weiter:

Durch Hinzufügen eines weiteren Schrägstrichs kannst Du zusätzliche Zettel zwischen den neu erstellten Zetteln hinzufügen. Um beispielsweise neue Zettel zwischen den Nummern 1/1 und 1/2 einzufügen, kennzeichne sie als 1/1/1, 1/1/2, 1/1/3 usw.:

Um nun Verknüpfungen zwischen zwei Zetteln herzustellen, verwende einfach die Kennungen. Wenn Du beispielsweise einen Link vom Zettel 1/1 zum Zettel 1 erstellen möchtest, schreibe einfach die Nummer 1 irgendwo auf den Zettel 1/1. Wenn Du einen Link von Zettel 23 zu Zettel 2 erstellen möchtest, schreibe 2 irgendwo auf Zettel 23. Wenn Du auf diese Weise vorgehst, kannst Du nach Belieben Ideen verknüpfen:

Wenn Du deinen Zetteln Schlagwörter hinzufügen möchtest, schreibe sie einfach auf den Zettel selbst:

Um dir das Auffinden von Zetteln mit einem bestimmten Schlagwort zu erleichtern, erstelle einen weiteren Zettel, in der Du alle deine Schlagwörter auflistest. Auf jedes Schlagwort folgt eine Liste mit Kennungen, die den Zetteln entsprechen, die relevant zum gegebenen Schlagwort sind:

Und fertig! Dies ist eine grundlegende Implementierung der Zettelkastenmethode, bei der nur Papierzettel verwendet werden. Luhmann Implementierte im Wesentlichen seinen Zettelkasten auf diese Weise, obwohl er ein alphanumerisches Nummerierungssystem verwendete, um seine Notizen zu identifizieren. Wenn Du neugierig bist, kannst Du seinen Zettelkasten hier durchstöbern.
Digitale Lösungen
Wenn Du digital arbeiten möchtest, hast Du mehrere Möglichkeiten. Du kannst eine App wie Zettlr, Evernote, 1Writer, iA Writer oder eine der auf zettelkasten.de aufgeführten Apps verwenden. Du kannst auch ein persönliches Wiki, Plugins für Texteditoren wie vim und sublime verwenden oder eine Kombination aus analog und digital wählen, bei der Du Notizen auf Papier schreibst und sie dann einscannst.
Da ein Zettelkasten ein Leben lang verwendet werden soll, würde ich mich definitiv für etwas entscheiden, das zukunftssicher ist und nicht von einer bestimmten Firma abhängig ist. Ich persönlich habe mich daher für eine Klartextlösung entschieden.
Mein Zettelkasten ist ein Ordner in Dropbox. Auf diese Weise kann ich von meinem Computer, meinem Smartphone oder einem beliebigen Webbrowser aus auf meinen Zettelkasten zugreifen. Jede Notiz ist eine separate Textdatei, die in diesem Ordner gespeichert ist. Es gibt keine Unterordner. Alles wird flach gehalten.
Wann immer ich eine neue Notiz erstelle, erstelle ich eine neue Textdatei, deren Dateiname durch einen Zeitstempel gefolgt von einem Titel angegeben wird, wie von Christian von zettelkasten.de empfohlen. Zum Beispiel ist es gerade der 16. Dezember 2019 und es ist 13: 52h. Wenn ich also eine Notiz mit dem Titel „Zettelkasten is amazing“ erstellen würde, würde dies zu einer neuen Textdatei mit dem Namen 201912161352-Zettelkasten-is-amazing.txt führen.
Ich schreibe dann den Inhalt der Notiz mit einer Kombination aus Markdown- und Doppelklammer-Links im Wiki-Stil. Die Datei 201912161352-Zettelkasten-is-amazing.txt könnte also Folgendes enthalten:
# 201912161352 Zettelkasten is amazing
#notetaking #writing #productivityThe Zettelkasten notetaking system is the best notetaking system ever.## Links
- [[201912070830-Zettelkasten-principles]]
- [[201912080935-Niklas-Luhmann-short-biography]]
Die erste Zeile ist der Titel der Notiz, die zweite Zeile ist eine Liste von drei Hashtags, die nächste Zeile ist die Idee, die ich aufgeschrieben habe, und die letzten beiden Zeilen sind Links zu zwei Dateien: 201912070830-Zettelkasten-principles.txt und 201912080935-Niklas-Luhmann-short-biography.txt. Da es sich bei der Datei nur um einfachen Text handelt, kann sie mit einem beliebigen Texteditor auf praktisch jedem Computer, Smartphone oder Tablet geöffnet werden. Das macht es zukunftssicher und unabhängig von einer bestimmten Anwendung. Wenn Du jedoch einen netten Texteditor hast, der Markdown- und Doppelklammer-Links im Wiki-Stil unterstützt, kannst Du deine Notiz schön formatiert sehen. Bei 1Writer für iPad sieht die Notiz beispielsweise folgendermaßen aus:

Durch Tippen auf einen der blauen Links wird die entsprechende Datei geöffnet. Dies macht es sehr bequem, den Zettelkasten zu durchsuchen. Ich könnte jedoch genauso gut einen anderen Texteditor verwenden, der Markdown- und Wiki-Links unterstützt, oder sogar einen, der diese Funktionen nicht unterstützt. Im letzteren Fall würde ich einfach den Text in doppelten Klammern auswählen, Strg + C drücken, um den Namen der Datei zu kopieren, die ich öffnen möchte, und dann Strg + V drücken, um den Dateinamen in die Anwendung einzufügen, mit dem ich den Text öffnen möchte.
Zusammenfassung
Luhmanns Zettelkasten unterscheidet sich von anderen Notizsystemen. Die Methode ist nicht nur als Hilfe für das nächste Schreibprojekt gedacht, sondern soll ein Leben lang beim Denken, Schreiben und Veröffentlichen helfen. Es ist so konzipiert, dass es so viele Notizen aufnehmen kann, wie Du möchtest, ohne dass dies zu einem nutzlosen Durcheinander wird. Hauptziel ist es, Verbindungen zwischen scheinbar unverbundenen Ideen zu finden.
Aus diesem Grund lehnte Luhmann es ab, seine Notizen lediglich linear oder nach festen Kategorien zu ordnen. Stattdessen organisierte er seine Notizen als ein Netzwerk von Ideen, die organisch wachsen.
Wenn Du die Methode selbst anwendest, wirst Du auf Ideen stoßen, die sich auf Bücher, Notizbücher, Webseiten, Zeitungen und andere Quellen befinden. Mit der Zettelkastenmethode ist es nun deine Aufgabe, diese Ideen aus ihren Quellen zu befreien und sie in Notizen umzuwandeln, die sich in deinem zentralen Informationslager— deinem Zettelkasten — befinden, wo sie dann mit anderen Notizen verknüpft werden. Im Wesentlichen erstellst Du eine Sammlung von Ideen, bei denen es keine Grenzen zwischen Ideentypen und keine Grenzen zwischen alten und neuen Ideen gibt. Jede Idee kann sich leicht mit jeder anderen vermischen, um neue Ideen hervorzubringen. Dies unterscheidet es deutlich von anderen Notetaking-Methoden, die auf Notizbüchern, Ordnern oder Schlagwörtern basieren.
Wenn Du also Ideen auf die Du stößt nicht vergessen möchtest, wenn Du es für wichtig hälst wie Ideen miteinander in Beziehung stehen, und wenn Du eigene originelle Ideen haben möchtest, probiere die Zettelkastenmethode aus. Sie wurde speziell für die Verwaltung von Ideen in großem Maßstab entwickelt und machte Luhmann zu einem verdammt produktiven Schriftsteller.
David B. Clear ist Blogger, Wissenschaftsfan, Skeptiker und Deutschsprechend. Du kannst dem was er so schreibt folgen, indem Du seinen Newsletter abonnierst (Inhalt in Englisch).